Kurzinfo: Es handelt sich hierbei um eine "Friesentonne". Der Begiff wurde im Bereich der Deutschen Bucht nachweisbar für Ringstände einfachster Bauart benutzt und ist auch in Schriftdokumenten wiedergegeben. Als "Friesentonnen" wurden sowohl einteilige "Tobrukstände" (benannt nach der Festung Tobruk Nordafrika / Afrikakorps Rommel) einfachster Form bezeichnet, wie auch die aus mehreren Teilen bestehenden "Kochbunker / Koch-Bunker / Kochstände / Koch-Stände" (nach Gauleiter Koch Ostpreußen).

1998

2005 (vermutlich)

2006

Die Ruine eines Tobrukstandes am Standort der ehemaligen Flakstellung Geniusbank. 2006 ist das Objekt durch Gezeiten und Vandalismus weiter zerstört worden und relativ weit im Sand versackt.

Es handelt sich hierbei um die einfachste Ausführung eines Tobrukstandes in transportabler Form. Vermehrt wurde er im Bereich Emden / Wilhelmshaven am Ende des Krieges während des Baues des so genannten Friesenwalles aufgestellt (auch im Bereich Friesland südwestlich von Wilhelmshaven wurden zwei dieser Objekte als noch immer existent nachgewiesen). Er wird daher auch als so genannte Friesentonne bezeichnet. Eine weitere Bezeichnung lautet Koch-Bunker*, benannt nach dem damaligen Gauleiter Ostpreußens, welcher diese Objekte an der ostpreußischen Grenze und an der Küste aufstellen ließ. Die Objekte wurden teilweise auch mit vier Sichtscharten ausgeführt. Die ebenfalls in Wilhelmshaven errichteten Splitterschutzzellen tobrukstandähnlicher Bauform waren jedoch keine Koch-Bunker, sondern wiederum eine eigene Bauart.

*Hier gehen die Informationen in verschiedenen Quellen auseinander. Meist wurden Objekte, wie hier im Riss abgebildet, als "Koch-Bunker" bezeichnet. Betonringe mit aufsetzbarer Kuppel mit Lafettenring. Die Ringe waren beliebig für verschiedene Zwecke kombinierbar, hatten einen seitlichen Einstieg und waren etwas mehr als einen Meter breit. Die Wandstärke der Ringstände betrug etwa 10 Zentimeter.

Drei bauartgleiche Tobrukstände liegen abgelagert im Bordumer Busch. Hinweisen zufolge soll der abgebildete Geniusbankstand ursprünglich an der anderen, inneren Deichseite gestanden haben und hierhin aus unerfindlichen Gründen nach dem Krieg während der Beseitigung der Flakstellung transportiert worden sein. Weiterhin besagen Hinweise, dass die Decke halbrund ausgeführt war und der Stand vier Sichtscharten (siehe Text oben) ähnlich der tobrukstandähnlichen Splitterschutzzellenausführung in Wilhelmshaven besaß. Bei diesem Stand ist ein halbrunder Deckendeckel bis dato jedoch nicht bewiesen. Die sichtbaren Bereiche und die mehreckige Innenform sprechen für einen zum Bordumer Busch bauartgleichen "regulären" Tobrukstand ohne Scharten. Der Stand liegt "kopfüber" im Sand. Daher kann auch nichts über seinen Deckenbereich ausgesagt werden, ohne das ganze Objekt freizulegen. Die am Geniusstrandobjekt erkennbare "obere" Öffnung war eigentlich der Boden des Standes. Die Öffnung wurde nach und nach durch die Gezeiten in den Beton durch Abspülung eingefressen. Noch immer ist der verkehrt herum liegende Eingang des Standes zu erkennen.

Das Gebiet der ehemaligen Flakstellung Geniusbank:

Links an der Wasserkante ist die Tobrukstandruine zu erkennen.

Diese aneinandergereihten Betonquader stammen aus Kriegszeiten. Sie wurden ab 1939 zur Schaffung eines kleinen Hafens am Ende der Geniusbank angelegt. Hier legte unter anderem der Spülbagger an, der mit der Aufspülung dieses Bereiches der Geniusbank, unter anderem dem Untergrund für die Flakstellung, beauftragt war. Links von den Blöcken circa 100 Meter ins Wasser führend und bei Ebbe noch heute zu erkennen sind schmale Feldbahnschienen. Hier werden Loren mit Spülgut von der ehemaligen Fahrrinne hinter der dortigen (ebenfalls noch teilweise erkennbaren) Behelfsmole an Land gebracht worden sein.

Unter diesem Hügel befinden sich Reste eines Bunkers der Flakstellung. Nach dem Krieg diente der Hügel kurz nach seiner Aufschüttung über die Bunkerreste als "Fundament" für ein Strandrestaurant.

2006

Nachtrag 2020 (18.04.20):

Einige wenige Bunker-Fragmente sind im oben abgebildeten Bereich wider Erwarten doch noch zu sehen:

Sie war das Erlebnis des Tages und bleibt aus persönlichen Gründen nachhaltig positiv im Gedächtnis:

Fragmente Gechützbunker Südwest:

Fragmente Gechützbunker Südost:

Die Treppe nachfolgend könnte aus den Zeiten der Stellung stammen, oder aber einen Aufgang zum später dort errichteten Strandrestaurant dargestellt haben. Auf jeden Fall aber ist sie Jahrzehnte alt.

Das "Bunkermobil" an der ehemaligen Geniusbank / Geniusstrand. Es gab mehrere / eines existiert noch "eingemottet" / dieses hier begleitet uns zuverlässig und treu seit 20 Jahren. Dazu soll angemerkt sein, auch die anderen Gefährte waren zuverlässig und man hat wirklich an allen gehangen. Die beiden jetzt noch hier existenten Modelle, darunter der "Igel-Mobil-VW-Scirocco II" von 2004 und der hier abgebildete Opel Calibra, werden von uns bewahrt nach Kräften:

2020

 

Die Tage der Geniusbank und auch des Tobrukstandes sind gezählt. Der Jade-Weser-Port ist mitten im Bau. Sand wurde bis unmittelbar vor den Tobrukstand aufgeschüttet. In kurzer Zeit wird die Ruine entweder zerkleinert werden (zusammen mit den nahen Betonquadern) oder aber zusammen mit diesen überschüttet werden. So könnte das Relikt ein Grab unter dem zukünftigen JWP-Terminal finden. Aufgrund des schlechten Zustandes des Betons ist eine Bergung und Umbettung der Ruine leider unmöglich.

Das Gebiet vom Geniusstrand ist großflächig abgezäunt. Jedoch sorgte der Sturm der vergangenen Tage glücklicherweise für ein Umkippen von Teilbereichen der Zäune. So war es Spaziergängern möglich, ein letztes Mal den Strand zu begehen. Das Gebiet der ehemaligen Flakstellung Geniusbank ist in eine Baustelle verwandelt worden. Vereinzelt sind kleine Betontrümmer der Stellung auffindbar. Mit der Geniusbank verschwindet ein einzigartiges Naherholungsgebiet und mit dem Tobrukstand ein seltenes Relikt aus Kriegstagen.

06.04.08:

Das Gebiet der Flakstellung:

Die letzten Bilder des Tobrukstandes:

 

Das Objekt wurde Mitte 2008 schließlich wie erwartet überschüttet.

 

Wieder das Gebiet der Flakstellung, eine Großbaustelle:

Diese Trümmer (unter anderem alter Straßenbelag) im Baustellenbereich werden höchstwahrscheinlich nicht von der ehemaligen Flakstellung stammen:

2008

Am 21. September 2012 öffnete der Jade-Weser-Port. Der Tobrukstand, die aneinandergereihten Betonquader und die wenigen Reste der schweren Flakstellung werden wohl bis in die weite Zukunft hier unter dem Erdreich / Spülsand ruhen...

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